31.12.2009

Rapport - Respekt - Impulsion - Flexion

Ich möchte euch die gute alte Parelli Formel wieder etwas näher bringen, damit diese euch mit euren Pferden jeden Tag weiterhilft. Ich kenne sie schon seit langem, doch die Definition, die mich am tiefsten anspricht, habe ich von Pat vor ca. drei Jahren gehört:

Rapport - Versammlung des Herzens
Respekt - Versammlung des Geistes
Impulsion - Versammlung der Emotionen
Flexion - Versammlung des Körpers

Es ist ein Kreislauf, der sich wiederholt. Ohne einen positiven Rapport (ja es ist ein deutsches Wort und meint den Zustand verbaler und nonverbaler Bezogenheit von Individuen aufeinander), werden wir uns niemals den wahren Respekt eines Pferdes verdienen.

Mit einer gesunden Grundlage an Vertrauen (your horse doesn´t care how much you know until he knows how much you care!) und Respekt (= angemessene Antwort auf eine Frage, es darf keine Angst involviert sein) wird es uns gelingen, auch seine Emotionen (massgebender Faktor in bezug auf Impulsion) positiv zu beeinflussen. Hast du ein eher "kurzes" Pferd (= wenig Vorwärtsdrang), welches von den Emotionen her eher gelangweilt und unmotiviert ist, kannst du nun mit psychologisch motivierenden positiven Übungen (z.B: Point to Point) seine Impulsion enorm verbessern. Wird ein Pferd vor allem im Trab und Galopp schnell und emotional (nichts anderes als Angst, verursacht durch verschiedene Faktoren, auf die ich ein anderes Mal eingehen werde), kannst du ihm mit anderen Übungen (z.B. laterale Manöver, Zirkel) helfen, mehr Selbstkontrolle zu entwickeln und emotional stabiler zu werden.

Wenn sich unser Pferd nun auf einer "positiven Grundlage" bewegt, ist auch sein Körper einerseits überhaupt erst in der Lage und andererseits "willig", sich entsprechend unseren Vorgaben zu bewegen und verändern.

Dieser Kreislauf beginnt von Anfang an, z.B. wenn du dein Pferd die laterale Biegung am Boden "lehrst". Hast du dir schon mal überlegt, in welcher Situation ein Pferd unter Fremdeinwirkung sonst in diese Position kommt? Nur kurz vor seinem Tod! Dies ist in den Genen auch unserer domestizierten Pferden tief verankert.

Laterale Biegung gehört zum Element "Flexion" und nur wenn dir dein Pferd vertraut und es sich wohl fühlt ("Versamlung des Herzens"), und nur wenn es dich versteht und das Porcupine Game akzeptiert (Versammlung des Geistes), wird es sich weich biegen, ohne die Füsse zu bewegen (Versammlung der Emotionen), und dir eine der wichtigsten Grundlagen für eure Sicherheit schenken (laterale Biegung ist deine Notbremse). Es ist so wichtig zu verstehen, dass es selten um die einzelne Übung geht, sondern um die Aspekte dieser Formel. Da wir Menschen sehr dazu neigen, resultatorientiert und direkt zu denken, verpassen wir das jedoch oft.

Wie wir uns die verschiedenen Elemente dieser Formel erarbeiten können (ja es liegt an uns - nicht am Pferd!), lehrt dich das Parelli Programm Schritt für Schritt und ich freue mich, wenn ich selber jeden Tag mehr dazulernen und auch dich dabei begleiten darf.

Wenn du nun jeweils mit deinem Pferd spielst - egal ob am Boden oder im Sattel - versuche zu evaluieren, in welchem Element dieser Formel ihr euch bewegt, und welche Strategien, Übungen und Verhaltensweisen deinerseits für dein Pferd nun wichtig sind.